„Vergiss Sicherheit. Lebe, wo du fürchtest zu leben. Zerstöre deinen Ruf. Sei berüchtigt.“
Rumi
Von klein auf ist Sandra glücklich, wenn sie tanzt. Sie lernt eifrig klassisches Ballet und Jazz-Ballet, später Hip Hop. Mit Anfang 20 entdeckt sie die chinesische Kampfkunst Taiji Quan. Die Bewegungskunst praktiziert sie über zehn Jahre unter ihren Lehrern Meister Chen Jumin, Mike Sigman und Großmeister Zhu Tiancai. Sie ist in einem gemeinnützigen Taiji-Verein engagiert und unterrichtet als Übungsleiterin. In China stellt sie in einem internationalen Taiji-Wettbewerb eine Chen-Stil-Faustform vor. Später sollen ihr die Fähigkeiten, sich durchlässig und stabil zu bewegen, sehr zu Gute kommen.
Im Jahr 2007 sieht Sandra eine Performance des Bharatanatyam-Tänzers Senthil Kumar aus Wien. Die Energetik und Dynamik des Tempeltanzes aus Tamil Nadu ziehen sie in den Bann. Beeindruckt von der exakten Ausführung der Bewegungen des Tänzers, der in der führenden Institution für Bharatanatyam, Kalakshetra in Chennai, Tamil Nadu, lernte, und fasziniert von seinem Ausdruck im Tanz, schaut sie sich nach indischen Tanzschulen in München um.
Bei Natyadhara − Zentrum für indischen Tanz und Kultur wird sie fündig, ohne zu wissen, dass sie in Chandra Devi, der Inhaberin, eine hervorragende Bharatanatyam-Tänzerin und -Lehrerin findet, die von Smt. Shyamala Surendran, Gründerin und Leiterin der renommierten Dharani School of Performing Arts in Kerala, auf traditionelle Weise im Stil von Kalakshetra ausgebildet wurde. Zwei Jahre lang übt Sandra bei Chandra Devi mehrmals pro Woche Adavus, die grundlegenden Bewegungen des Tanzes, und Mudras, die Handgesten, − das A und O im klassisch indischen Tanz.
2008 reist die Bharatanatyam-Begeisterte zum ersten Mal nach Cochin, Kerala, um von Shyamala Surendran Unterricht zu nehmen. Ein Besuch, der zur jährlichen Gewohnheit wird. Indien und seine Menschen öffnen ihr Herz. In den folgenden Jahren erlernt sie in München und Cochin ein komplettes Repertoire von traditionellen Choreografien und das Abhinaya, den Ausdruck, über den zusammen mit den Mudras die hinduistischen Mythen in den Stücken erzählt werden. Eine für sie faszinierende Reise in die indische Philosophie und Kultur hatte begonnen.
In der Tanzform Bharatanatyam steht Shyamala Surendran in der Tradition ihrer Gurus V.P und Shanta Dhananjayan sowie Kalanidhi Nayaranan, alle drei Koryphäen im indischen Tanz, die mit dem Padma Bhushan-Preis ausgezeichnet worden sind, dem dritthöchsten indischen Zivilorden und damit der höchsten Ehrung in den darstellenden Künsten. Selbst mit angesehenen Preisen gewürdigt, ist Shyamala Surendran als brillante Künstlerin und als Choreografin, für ihre namhafte Tanzschule Dharani und für ihre Festivals bekannt, über die national in Indien berichtet wird. 2019 wird ihr der Future Kerala Educational Excellence Award für die herausragende Ausbildung an ihrer Schule verliehen.
2009 beginnt Sandra bei Shyamala Surendran mit dem Tempeltanz Mohiniyattam, der aus Kerala stammt und nur von Frauen getanzt wird. Die Lehrerin erlernte den grazilen und erhabenen Tanz von der berühmten Tänzerin und Poetin Kalyani Kuttyamma, die Mohiniyattam Anfang des 20. Jahrhunderts als angesehene Bühnenkunst etablierte.
Tägliches mehrstündiges Tanz- und Fitness-Training bringen Sandra schnell voran. Parallel lernt sie bei Chandra Devi indischen Kinotanz. Sie bildet sich in Workshops verschiedener Künstler fort. Ab 2010 unterrichtet sie bei Natyadhara Bollywood und Bharatanatyam-Anfänger und merkt, dass sie das Unterrichten von Tanz sehr froh macht. 2011 trainiert sie vertretungsweise die dortige Mohiniyattam-Gruppe. In Vertretung unterrichtet sie auch Kinder und gibt Bollywood-Workshops in einer Förderschule. 2012 absolviert sie unter der Leitung von Shyamala Surendran und Chandra Devi zu Live-Musik im Museum Fünf Kontinente in München ihr Bharatanatyam Arangetram. Die Bühnenreife markiert den Abschluss der mehrjährigen traditionellen Tanz-Ausbildung, die konzentrierte Arbeit von Lehrer und Schüler erfordert.
Nach einer Babypause übt sie bei Shyamala Surendran in Kerala und ihrer Münchner Lehrerin Brigitta Hegedüs, einer wunderbaren Tänzerin, an der Revathi Dance − Indische Tanzakademie intensiv Mohiniyattam. Mit ihren Lehrerinnen teilt sie die Hingabe zu dieser zarten Tanzkunst. Der Tempeltanz aus Kerala gibt ihr inneren Frieden. 2018 schließt Sandra mit großem Erfolg in München ihr Mohiniyattam Rangapravesam unter der Leitung von Shyamala Surendran und Brigitta Hegedüs im Kulturhaus Milbertshofen ab, ihr Debut in dieser Tanzform.
Sandra firmiert unter dem Künstlernamen Akhila. Solo und mit ihren Gruppen sowie mit den Natyadhara- und Revathi-Performance-Ensembles tritt sie in Shows, bei Festivals, für Geburtstage und Firmen-Events sowie im Rahmenprogramm indischer Anlässe auf. Im Sommer 2018 stellt sie zu Live-Musik ein komplettes Mohiniyattam-Repertoire in Cochin vor. Unter den Zuschauern ist Kala Vijayan, die Tochter von Kalyani Kuttyamma, die spontan auf die Bühne kommt und das Programm kommentiert: „Sandra versteht die tiefere Bedeutung unserer Literatur und unserer Poesie und das Abhinaya kommt aus ihrer Seele. Es ist schiere Freude, ihr unendliches Talent und ihre harte Arbeit durch diese Darbietung scheinen zu sehen.“ Sie bemerkt, dass Sandra komplexe Talams mit großer Schöheit und Grazie präsentiert habe und dafür 100 von 100 Punkten verdiene. Über Shyamala Surendran sagt sie: „Das verlangt besondere Fähigkeiten und Talente eines Lehrers, ein Talent, über das Shyamala im Überfluss verfügt.“ Sie wertschätzt das immense Engagement ihrer Kollegin für die Ausbildung im klassisch indischen Tanz und für die Kunstwelt.
Ab 2018 beginnt Akhila wieder zu unterrichten und ist glücklich und ihren Lehrerinnen zutiefst dankbar, diese Kunst mit Liebe und Hingabe weitergeben zu dürfen. Akhila − Sandra Eschenbach ist mit dem Glückskoch André Eschenbach verheiratet.